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Die Energiewirtschaft steht vor einer grundlegenden Transformation, getrieben durch den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix und den voranschreitenden Ausbau von Stromspeichern. Im Jahr 2023 stammten bereits 55 Prozent des erzeugten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, diesen Anteil bis 2030 auf mindestens 80 Prozent zu steigern. In diesem Kontext gewinnen Stromspeicher zunehmend an Bedeutung, da sie die Flexibilität und Stabilität des Stromnetzes sichern und gleichzeitig wirtschaftliche Chancen bieten.
Chancen und Einsatzmöglichkeiten: Optimierung und Stabilisierung des Stromnetzes
Stromspeicher bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Stabilität und Effizienz des Stromnetzes zu verbessern. Durch ihre Fähigkeit, überschüssige Energie zu speichern und bei Bedarf wieder ins Netz einzuspeisen, können sie die Bedarfsspitzen glätten und den Anteil der benötigten, konventionellen Regelenergie reduzieren. Dies ist besonders relevant in einem Energiesystem, welches zunehmend von volatilen erneuerbaren Energien wie Windkraft oder Photovoltaik abhängt.
Neben der Stabilisierung des Stromnetzes können Stromspeicher auch zur Gewinnerzielung durch Arbitrage am Strommarkt eingesetzt werden. Es entstehen große Spreads im Strompreis, bedingt durch die schwankende Einspeisung erneuerbarer Energien (Tag/Nacht, saisonale Schwankungen etc.) sowie durch variierende Verbrauchsmuster. Dies eröffnet die Möglichkeit für profitable Handelsstrategien. Speicher können Strom zu Zeiten niedriger Preise speichern und zu Zeiten hoher Preise wieder ins Netz einspeisen, was zu attraktiven Arbitragegewinnen führen kann. Ein Beispiel für die Wirtschaftlichkeit von Stromspeichern ist die Teilnahme am Intraday-Handel, bei dem Preisschwankungen gezielt genutzt werden. Die hohen Preis-Spreads bieten hierbei Chancen für zusätzliche Erlöse. Langfristig können hybride Modelle, die sowohl Arbitrage als auch die Bereitstellung von Regelleistung umfassen, die Rentabilität von Speichern weiter steigern.
Neben der Teilnahme am Spotmarkt und an Regelleistungsmärkten können Speicher auch gezielt für netzdienliche Aufgaben eingesetzt werden. Dies beinhaltet die Integration von Speichern in Kapazitätsmärkte, die langfristige Verträge zur Bereitstellung von Erzeugungskapazitäten ermöglichen und so die Versorgungssicherheit eines zunehmend erneuerbaren Stromsystems gewährleisten.
Großbatteriespeicher für das Allgäu
Das Allgäuer Überlandwerk und das Unternehmen Green Flexibility planen aktuell den Bau eines neuen Batteriegroßspeichers in der Nähe von Immenstadt im Allgäu, der die bestehende Batteriespeicherkapazität im Allgäuer Netzgebiet in Zukunft verdoppeln soll. Mit einer Kapazität von 35 MWh können rund 3.000 Haushalte einen Tag lang mit Energie versorgt werden. Der Großbatteriespeicher trägt dazu bei, das Stromnetz zu stabilisieren und zu entlasten. Der geplante Netzanschluss für das erste Quartal 2025 soll nicht nur die Integration erneuerbarer Energien fördern, sondern auch zur Reduzierung der Strompreise im bundesweiten Netz beitragen.
Herausforderungen: Marktintegration und rechtliche Rahmenbedingungen
Eine zentrale Herausforderung besteht in der Marktintegration von Stromspeichern. Während einige Märkte, wie der Primärregelleistungsmarkt, bereits eine gewisse Sättigung zeigen, bleibt die vollständige Nutzung der Flexibilität von Großspeichern oft ungenutzt. Um das Potenzial voll auszuschöpfen, ist eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig. Dazu gehört unter anderem die Diskussion über eine Netzentgeltbefreiung für Speicher, die aktuell bis 2029 gewährt wird, jedoch frühzeitig verlängert oder neu geregelt werden sollte. Eine weitere Herausforderung besteht in der Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit von Stromspeichern. Obwohl die Systemkosten für Speicher in den letzten Jahren kontinuierlich gefallen sind, müssen Business Cases für den Einsatz von Speichern sorgfältig kalkuliert werden. Insbesondere die langfristige Planungssicherheit ist entscheidend, um Investitionen in Speichertechnologien zu fördern. Außerdem sollten Stromspeicher so gestaltet sein, dass sie grauen Strom speichern können, ohne dabei die EEG-Förderung zu verlieren, um ihren netzdienlichen Einsatz zu ermöglichen und zusätzliche Anreize zu schaffen.
Fazit: Stromspeicher als Schlüsseltechnologie der Energiewende
Stromspeicher sind eine zentrale Technologie für die Energiewende. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit, die Flexibilität und Stabilität des Stromnetzes zu erhöhen, sondern auch wirtschaftliche Vorteile durch intelligente Marktstrategien zu realisieren. Allerdings erfordert der erfolgreiche Hochlauf von Stromspeichern klare rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie die Entwicklung von Business Cases, um die Investitionen in diese Schlüsseltechnologie zu sichern. Angesichts der aktuellen Entwicklungen und der ambitionierten Klimaziele wird die Rolle von Stromspeichern in den kommenden Jahren weiterhin wachsen und zu einem integralen Bestandteil eines nachhaltigen Energiesystems werden.
Bei Fragen rund um die Energiewende und die Einsatzmöglichkeiten von Energiespeichern sprechen Sie uns gern an. Wenn Sie mehr zu den Anwendungsfällen und Chancen der Technologie erfahren wollen, melden Sie sich gern auch zu unserem Online-Seminar am 18. September 2024 an. Weitere Informationen zur Veranstaltung und Anmeldung finden Sie hier.
Hartmut Müller
Partner
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