Chinas neue CSDS-Standards: Weitreichende Vorgaben in der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Foto: eine transparente Weltkugel auf Münzen sowie kleine Bäume, die auf Stapeln von Geldmünzen wachsen
  • 10.02.2025
  • Lesezeit 3 Minuten

Während die EU ihre Nachhaltigkeitsagenda kontinuierlich weiterentwickelt, setzt die Volksrepublik China mit regulatorisch verbindlichen Rahmenbedingungen ein klares Zeichen für mehr Transparenz und Berichterstattung im ESG-Bereich.

Am 17. Dezember 2024 veröffentlichte das Finanzministerium der Volksrepublik China (MOF) gemeinsam mit acht weiteren Behörden einen ersten Teil von Standards für Nachhaltigkeitsinformationen von Unternehmen - „Corporate Sustainability Disclosure Standards (CSDS) - Basic Standards“. Diese neuen Standards markieren einen bedeutenden Schritt hin zu einem einheitlichen nationalen ESG-Berichtsrahmen, der sich an internationalen Vorgaben orientiert und bis 2030 vollständig implementiert werden soll. 

Hintergrund der CSDS

Die CSDS - Basic Standards (Trial) bestehen aus sechs Kapiteln und 31 Artikeln, die wesentliche Grundsätze zur Nachhaltigkeitsberichterstattung definieren. Sie basieren auf etablierten Rahmenwerken wie den ISSB-Standards und der europäischen CSRD, berücksichtigen jedoch die spezifischen Gegebenheiten der Volksrepublik China. Damit positioniert sich die Volksrepublik als Akteur, der nicht nur globale Nachhaltigkeitsstandards adaptiert, sondern auch aktiv eine eigene Regulierungslandschaft gestaltet. 

Ein besonders bemerkenswerter Grundsatz der CSDS ist die Betonung der sog. doppelten Wesentlichkeit – ein Prinzip, das auch in der europäischen CSRD verankert ist. Unternehmen müssen nach diesem Prinzip sowohl die finanziellen Auswirkungen von ESG-Faktoren auf ihr Geschäft (financial materiality) als auch ihre eigenen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft (impact materiality) analysieren und bewerten.

Kerninhalte der CSDS

Die Volksrepublik China setzt auf einen Vier-Säulen-Ansatz, der sich an bewährten internationalen Standards orientiert:

  1. Governance – Steuerung und Überwachung von Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen
  2. Strategie – Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie
  3. Risiko- und Chancenmanagement – Identifikation, Bewertung und Steuerung relevanter ESG-Faktoren
  4. Messgrößen und Ziele – Definition von Nachhaltigkeitskennzahlen und Überwachung des Fortschritts

Die Kerninhalte der CSDS sind eng an den ISSB S1 General Requirements angelehnt und auf eine funktionale Abstimmung mit diesen ausgerichtet. Somit ist zu erwarten, dass sich die neuen chinesischen ESG-Berichtsanforderungen nahtlos in ein globales ESG-Reporting einfügen werden.  

Zentrale Anforderungen der CSDS zur Datenqualität

Damit Nachhaltigkeitsinformationen einen echten Mehrwert bieten, müssen Unternehmen allerdings hohe Standards in der Datenqualität erfüllen. Die CSDS definieren hierfür sechs zentrale Anforderungen:

  1. Verlässlichkeit – Etablierung robuster interner Kontrollsysteme
  2. Relevanz – Fokus auf entscheidungsrelevante Informationen für Stakeholder
  3. Vergleichbarkeit – Einheitliche Messstandards für langfristige Analysen
  4. Überprüfbarkeit – Möglichkeit der externen Prüfung und Zertifizierung
  5. Verständlichkeit – Klare, präzise und leicht zugängliche Berichterstattung
  6. Rechtzeitigkeit – Zeitnahe Veröffentlichung relevanter ESG-Daten

Schrittweise Implementierung der CSDS-Standards

Der Fahrplan zur vollständigen Umsetzung der CSDS ist mittel- bis langfristig ausgelegt:

  • Bis 2027 sollen klimabezogene Berichtsstandards sowie spezifische Leitlinien veröffentlicht werden
  • Bis 2030 soll das gesamte CSDS-Rahmenwerk vollständig implementiert sein
  • Die Einführung erfolgt dabei in mehreren Phasen:
    • Von börsennotierten Unternehmen hinzu nicht-börsennotierten Unternehmen
    • Von großen Unternehmen hin zu kleinen und mittleren Unternehmen
    • Übergang von qualitativen zu quantitativen Anforderungen
    • Entwicklung von freiwilligen hin zu verpflichtenden Vorgaben

Fazit und Ausblick 

Es ist davon auszugehen, dass das Engagement der Volksrepublik China die globale Nachhaltigkeitsagenda maßgeblich beeinflussen wird. Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und einer der größten CO2-Emittenten haben regulatorische Veränderungen in der Volksrepublik weitreichende Auswirkungen auf globale Märkte. Die umfassenden Standards und sektorspezifischen Ansätze des Landes setzen neue Maßstäbe und werden von Unternehmen weltweit mit zu beachten sein. Besonders globale Lieferketten und Investitionsstrategien werden sich an die neuen Anforderungen anpassen müssen.

Die Entwicklung in der Volksrepublik China unterstreicht, dass Nachhaltigkeitsstandards zunehmend auf globaler Agenda stehen. Nachhaltigkeit ist zu einem zentralen Bestandteil der Wirtschaftspolitik und zu einem Instrument der globalen Wettbewerbsfähigkeit geworden.

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