Auswirkungen von IFRS S1 und IFRS S2 auf die zukünftige Nachhaltigkeitsberichterstattung

  • 06.07.2023
  • Lesezeit 4 Minuten

Am 26. Juni 2023 hat das International Sustainability Standards Board (ISSB) die ersten beiden IFRS Sustainability Disclosure Standards veröffentlicht: IFRS S1 „Allgemeine Vorschriften für die Angabe von nachhaltigkeitsbezogenen Finanzinformationen" und IFRS S2 „Klimabezogene Angaben."

Diese Standards legen Anforderungen für die Offenlegung von wesentlichen Informationen zu nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen von Unternehmen fest, die für die Bewertung des Unternehmens durch Investoren relevant sind. Zudem sollen sie auf globaler Ebene eine einheitliche Berichterstattung über nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen ermöglichen.

Die beiden nun veröffentlichten Standards basieren im Wesentlichen auf den Entwürfen aus März 2022 und dem während des Konsultationsprozesses eingereichten Feedback. Auf dessen Basis hat das ISSB in den vergangenen Monaten entsprechende Anpassungen eingearbeitet.

Was regeln die ISSB-Standards?

Neben der Finanzberichterstattung sollen Unternehmen künftig gleichzeitig Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen. Diese Informationen sollen die Nutzer allgemeiner Finanzberichte dabei unterstützen, fundierte Entscheidungen in Bezug auf die Bereitstellung von finanziellen Ressourcen für das Unternehmen zu treffen.

Im Standard IFRS S1 geht es um „Allgemeine Vorschriften für die Angabe von nachhaltigkeitsbezogenen Finanzinformationen“. Er zielt darauf ab, dass Unternehmen Informationen über ihre nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen offenlegen, von denen vernünftigerweise erwartet werden kann, dass sie sich kurz-, mittel- oder langfristig auf die Cashflows, den Zugang zu Finanzmitteln oder die Kapitalkosten des Unternehmens auswirken. 

IFRS S2 umfasst „Klimabezogene Angaben“ und legt spezifische Anforderungen für die Identifizierung, Bewertung und Offenlegung von Informationen zu klimabezogenen Risiken und Chancen fest. Dabei handelt es sich auch beim IFRS S2 um solche klimabezogenen Risiken und Chancen, von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie Zahlungsströme eines Unternehmens, den Zugang zu finanziellen Mitteln, oder die Kapitalkosten beeinflussen. Dabei kommen zwei Perspektiven zum Tragen. So sind einerseits Risiken aus dem Klimawandel sowie aus dem Übergang zu einem CO2-ärmeren Wirtschaften zu betrachten, die auf das Unternehmen wirken. Andererseits soll erörtert werden, welche klimabezogenen Chancen sich auch für die Geschäftstätigkeit der Unternehmen ergeben können.  

Sind ISSB-Standards freiwillig?

Die beiden Standards sollen für Berichtsperioden, die am oder nach dem 1. Januar 2024 beginnen, Anwendung finden. Eine vorzeitige, freiwillige Anwendung ist zulässig, jedoch sind die Unternehmen in diesem Fall zu einer Offenlegung verpflichtet und müssen beide Standards gleichermaßen anwenden. 

Die verbindliche Anwendung der ISSB-Standards hängt von ihrer Übernahme durch die jeweiligen Rechtsordnungen ab. Eine Annahme durch die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ist zunächst nicht vorgesehen, da die Nachhaltigkeitsberichterstattung in diesen Ländern unter der CSRD auf Basis der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) erfolgen wird. 

Wie unterstützt das ISSB bei Umsetzung und Anwendung der Standards?

Das ISSB hat folgende begleitende Dokumente zu den veröffentlichten Standards IFRS S1 und IFRS S2 zur Verfügung gestellt:

  1. Standardbegründungen (Basis for Conclusions): Diese Dokumente fassen die Erwägungen des ISSB während der Entwicklung der Standards zusammen. Sie bieten einen Einblick in die Hintergründe, Diskussionen und Entscheidungen, die zur finalen Formulierung der Standards geführt haben.
  2. Begleitende Leitlinien (Accompanying Guidance): Diese Leitlinien dienen dazu, bestimmte Aspekte von IFRS S1 und S2 zu veranschaulichen. Sie bieten praktische Anleitungen und Beispiele, um Unternehmen bei der Umsetzung der Standards zu unterstützen.
  3. Auswirkungsanalyse (Effects Analysis): In der Auswirkungsanalyse werden der voraussichtliche Nutzen und die voraussichtlichen Kosten von IFRS S1 und S2 beschrieben. Dieses Dokument gibt einen Überblick über die potenziellen Auswirkungen der Standards auf Unternehmen, Investoren und andere Interessengruppen.
  4. Projektzusammenfassung (Project Summary): Die Projektzusammenfassung bietet einen Überblick über die Projekte, die zur Entwicklung von IFRS S1 und S2 geführt haben. Sie erläutert den Entwicklungsprozess, die Ziele und die wichtigsten Meilensteine des ISSB.
  5. Feedback Statement: Das Feedback Statement fasst die Rückmeldungen zu den vorangegangenen Standardentwürfen von IFRS S1 und S2 zusammen und zeigt auf, welche Änderungen in den endgültigen Standards berücksichtigt wurden.

Diese begleitenden Dokumente stellen eine umfassende Informationsgrundlage dar, um Unternehmen und Interessengruppen bei der Implementierung und Anwendung der Standards zu unterstützen. Sie sollen als Hilfsmittel dienen, um ein besseres Verständnis der Standards zu gewährleisten und eine konsistente Berichterstattung über nachhaltigkeitsbezogene Finanzinformationen zu ermöglichen.

Darüber hinaus plant das ISSB eine weitere Zusammenarbeit mit verschiedenen Jurisdiktionen und der Global Reporting Initiative (GRI), um sicherzustellen, dass die Anwendung der ISSB-Standards in Kombination mit anderen Nachhaltigkeitsberichtsstandards effizient und effektiv erfolgen kann.

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Autoren dieses Artikels

Nils Borcherding

Partner

Wirtschaftsprüfer, Steuerberater

Katharina Engels

Director

Wirtschaftsprüferin

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